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Rück- und Ausblick: Meine Themen in 2016 und 2017 (Teil 1)

2016 sollte ein kreatives Jahr werden, das hatte ich mir vorgenommen, wobei ich bei „kreativ“ vor allem ans Zeichnen dachte. Außerdem wollte ich deutlich mehr bloggen als bisher und die Artikel in sozialen Netzwerken teilen. Anfang 2016 meldete ich mich auch deshalb bei Twitter an. Im Rückblick kann ich sagen: Genau diese drei Dinge, nämlich das Zeichnen, mein Blog und Twitter, haben mein 2016 wesentlich bestimmt und mich beruflich und persönlich weitergebracht. Nun freue ich mich auf 2017. Ein paar Ideen stehen schon auf der Agenda, weitere dürfen mich gern überraschen …

Das wichtigste Thema in diesem Jahr war für mich das „einfache“ Zeichnen. Ihm allein widme ich deshalb diesen ersten Teil meines Rück- und Ausblicks. Die anderen Themen folgen in Kürze im 2. Teil.

Beim „einfachen“ Zeichnen geht es nicht um Kunst, sondern um Kommunikation. Handgezeichnete Bilder/Symbole/Icons, die häufig mit Text kombiniert werden, sollen helfen, Inhalte besser zu verstehen und zu behalten, neue Ideen zu entwickeln und/oder visuelles Denken zu fördern.

Vorgeschichte: Wie es bei mir mit dem Zeichnen anfing

Visuelle Kommunikation ist für mich an sich nichts Neues, denn ich erstelle seit vielen Jahren juristische Schaubilder und PowerPoint-Präsentationen. Texte mit Bildern/Icons zu kombinieren, um Inhalte zu vermitteln, gehört für mich also zum Alltagsgeschäft. Bislang lag es aber außerhalb meines Vorstellungsvermögens, dass ich das Bildmaterial auch selbst zeichnen könnte. Wann sich das änderte, kann ich heute nicht mehr sagen. Was ich aber noch weiß ist, dass ich Ende 2013 an einem Online-Seminar „Flipcharts gestalten“ von Sandra Dirks teilnahm, weil mich die einfachen Flipchart-Zeichnungen interessierten. Was mich damals umtrieb war die Frage, ob es möglich ist, solche Zeichnungen in meine juristischen Schaubilder zu integrieren.

Das Seminar motivierte mich: Ich kaufte mir ein Grafiktablett, gönnte mir die bikablo® icons zum Abzeichnen sowie das Buch „Bildsprache“ von Petra Nitschke und startete ein paar zaghafte Versuche mit Zeichnungen in Schaubildern. Hier ein Beispiel:

Schaubild zum Mitbesuch
Einer meiner ersten Versuche, Zeichnungen in juristische Schaubilder zu integrieren

Doch die Zeit war offensichtlich noch nicht reif für mehr. Meine Zeichenkünste frustrierten mich eher, als dass sie mich zum Weitermachen motivierten. Und wie das genau mit den Zeichnungen in Schaubildern weitergehen könnte, wusste ich auch nicht. Entsprechend schnell war das Thema  wieder vom Tisch. Zumindest sah es so aus, bis ich einige Monate später (Sept. 2014) in einer Buchhandlung in Hamburg das Buch „UZMO – Denken mit dem Stift“ von Martin Haussmann in Händen hielt und nicht anders konnte, als es zu kaufen – eine wundervolle Lektüre (nicht nur) für die Bahnfahrt zurück nach Berlin … Ich ließ mich inspirieren und mein Horizont erweiterte sich. Leider gelang es mir aber nicht, mehr aus meinen neuen Erkenntnissen zu machen. Das änderte sich erst gut ein Jahr später.

Kreative Vorsätze für 2016

Zu dieser Zeit – Ende 2015 – wollte ich es noch mal wissen und meldete mich zu einem eintägigen Workshop „Kreative Visualisierung“ bei „Stift und Seil“ in Berlin an, mit dem ich ins neue Jahr startete. Zugleich beschloss ich, dass 2016 ein kreatives Jahr werden soll. Was ich damit genau meinte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht, außer vielleicht, dass es irgendetwas mit Stiften und Papier zu tun haben würde. Konkreter wurde es dann erst im Laufe des Jahres.

Bildvokabeln für den juristischen Alltag

Eine Idee, die ich schon länger mit mir herumtrug, waren die Zeichentipps für Juristen. Im Februar wurde es dann Ernst: Ich veröffentlichte meine erste Bildvokabel für den juristischen Alltag im Blog. Im Wesentlichen ging es mir darum, Zeichnen zu üben, indem ich selbst Anleitungen für andere erstelle. Ich brauche immer solche konkreten Aufgaben, um wirklich an Themen dran zu bleiben, die nicht von allein auf der Agenda erscheinen. Außerdem ist es eine feine Sache, andere für neue Themen zu begeistern. Juristinnen und Juristen mit dem Zeichenvirus anzustecken, war allerdings schon eine Herausforderung sondergleichen, um nicht zu sagen ein Ding der Unmöglichkeit. Aber ich wollte es trotzdem machen, einfach weil ich große Lust dazu hatte und selbst besser werden wollte.

Im Laufe des Jahres veröffentlichte ich 22 Beiträge mit rund 90 Bildideen und Zeichenanleitungen.

Zugang einer schriftlichen Willenserklärung zeichnen

Mitte Dezember habe ich alle Beiträge abschließend im Artikel „Zeichentipps (nicht nur) für Juristen“ über Verlinkungen zusammengefasst und die Zeichenanleitungen außerdem in einem PDF vereint.

Textinen-Sketchnote-Challenge

Passend zu meinen eigenen Zeichen-Aktivitäten brachten Kolleginnen aus dem Texttreff, meinem Lieblings-Netzwerk von Frauen in Textberufen, vom alljährlich stattfindenden Workshop-Wochenende im Frühjahr die Idee der Textinen-Sketchnote-Challenge mit: jeden Tag eine kleine Zeichnung zum Üben, die man mit anderen über den Hashtag #ttsketchnotes auf Twitter oder Instagram teilt, um sich gegenseitig zu motivieren und am Ball zu bleiben. Was für eine schöne Idee! Für mich konnte es nicht besser kommen. Ein Glück, dass ich seit Januar 2016 auf Twitter aktiv war, sonst hätte ich wahrscheinlich nicht mitgemacht. Umgekehrt halfen mir die Textinen-Sketchnotes sehr dabei, hier richtig Fuß zu fassen. Auf die erste Challenge folgten noch zwei weitere. So habe ich über drei Monate beinahe jeden Tag gezeichnet und jedes einzelne Bild auf Twitter geteilt.

Meine erste eigene Sketchnote

Wann ich das erste Mal bewusst den Begriff Sketchnote (visuelle Notiz) hörte oder las, weiß ich leider nicht mehr. Ich glaube aber, es war erst im letzten Jahr. Im UZMO-Buch kommt er auch vor, aber das fiel mir erst auf, als ich es zu einem späteren Zeitpunkt noch mal gezielter zur Hand nahm. Interessant, wie selektiv die Wahrnehmung ist, wenn man noch keinen Bezug zu einem Thema hat. Geläufig war mir bis dato nur das Graphic Recording. Seit ich auf Twitter aktiv bin, gehören die visuellen Notizen jedenfalls ganz selbstverständlich zu meinem Alltag dazu: Jeden Tag sehe ich die tollen Zeichnungen, die andere auf Twitter teilen, und sammle Ideen für eigene Visualisierungen.

Meine erste Sketchnote entstand im Februar 2016, natürlich zu meinem Thema, den juristischen Schaubildern:

Sketchnote zu juristischen Schaubildern (erster Versuch)
Meine erste Sketchnote (Februar 2016)

Wie man sieht, hatte ich keinen Plan, wie ich am besten vorgehe. Mein Problem war Folgendes: Bei anderen sah es häufig so aus, als würden sie alle Inhalte einfach irgendwie aufs Papier werfen. Diese Spontanität wünschte ich mir auch und wollte sie nachahmen, obwohl sie mir eigentlich widerspricht: Ich will immer, dass Strukturen und Leserichtung klar sind, ich will Inhalte ordnen und sortieren – und das braucht Zeit und ein Konzept, genauso wie bei meinen Schaubildern, die ich am Computer erstelle. Sind Sketchnotes deshalb nichts für mich? Einige Zeit dachte ich das. Erst mit der Zeit lernte ich drei wichtige Dinge:

  1. Auch Sketchnotes, die wie spontan entstanden aussehen, sind zuweilen wohl durchdacht und das Ergebnis eines längeren Prozesses.
  2. Ich darf mit Bleistift vorzeichnen und radieren.
  3. Es ist völlig in Ordnung, wenn man mehrere Versuche braucht, bis alle Inhalte ihren Platz auf dem Blatt gefunden haben.

Das ermutigte mich, im Mai 2016 einen zweiten Anlauf zu nehmen:

Sketchnote zu juristischen Schaubildern (zweiter Versuch)
Sketchnote zu juristischen Schaubildern (Mai 2016)

Mein Gefühl sagte mir, dass das doch noch was werden konnte mit mir und den Sketchnotes … Diesmal blieb ich auch am Ball, obwohl mir vieles nicht gefiel, was ich zeichnerisch zustande brachte. Ich wuchs langsam aber sicher in das Thema hinein. Durch die Zeichentipps im Blog war ich (glücklicherweise) nicht nur zum Zeichnen, sondern auch zum Veröffentlichen meiner Zeichnungen gezwungen. Ich musste also eine gewisse Disziplin an den Tag legen und durfte nicht mit faulen Ausreden schlappmachen. Nebenbei las ich einschlägige Bücher, bekam über Twitter einen Einblick in die Sketchnote-Community und zeichnete für mich zur Übung.

Im September veröffentlichte ich eine Rezension zum Sketchnote-Buch von Anja Weiss. Ende Oktober folgte eine weitere Rezension zum Buch Einfach visualisieren von Jörg Schmidt.

Sketchnotes zu rechtlichen Themen

Nun musste ich die visuellen Notizen nur noch irgendwie mit dem Recht zusammenbringen, denn das war und ist schließlich mein Fachgebiet. Ich könnte mal versuchen, eine Rechtsvorschrift zu visualisieren, dachte ich mir Anfang Juli 2016. Der Schuldnerverzug nach § 286 BGB bot sich dafür an, denn er sollte mich wenig später im Rahmen eines Kundenauftrags beschäftigen. Da lag es nahe, sich auf diesem Wege ein wenig vorzubereiten. Das Experiment hat sich gelohnt! Ich hatte nicht nur viel Spaß beim Zeichnen, sondern bekam auf Twitter auch viel positives Feedback, was mir das Gefühl gab, auf dem richtigen Weg zu sein.

Der Schuldnerverzug nach § 286 BGB als Sketchnote

Weitere Sketchnotes dieser Art folgten:

Besonders wichtig für mich persönlich war die Erkenntnis, dass ich in der Sache eigentlich nichts anderes machte als bei juristischen Schaubildern: Ich visualisierte Recht. Und doch fühlte es sich komplett anders und noch wesentlich besser an als das, was ich seit etwa 14 Jahren am Computer tue. Klar, das Zeichnen an sich ist erstmal ungewohnt, wenn man es zuletzt als Teenager im Kunstunterricht getan hat. Ich glaube aber, es ist noch etwas anderes, was das gute Gefühl verursachte: Durch das Zeichnen mit der Hand fühlte ich mich um eine Kommunikationskompetenz reicher! So, als hätte ich mich das erste mal in einer neu gelernten Fremdsprache verständigt; kann ich zur Nachahmung nur empfehlen. Üben musste ich natürlich trotzdem weiter, aber der Knoten war geplatzt: Ich traute mich jetzt, Sketchnotes nach meinen eigenen Vorstellungen in meinem Fachgebiet zu zeichnen.

Sketchnotes als Dienstleistung

Insgeheim träumte ich bereits davon, mehr aus all dem zu machen. Sketchnotes als Dienstleistung? Vielleicht ein Plan für 2017? Mal schauen … Ich kann ja mal langsam alles Nötige für die Änderungen auf der Website vorbereiten und später entscheiden … Hat wunderbar geklappt: Als hätte jemand anders für mich entschieden, war ich schon im Oktober mit meinem neuen Angebot online. Das Erstaunliche daran war: Obwohl alles so schnell ging, fühlte es sich richtig an – und das hat sich bis heute nicht geändert.

Dienstleistungen des Büros für klare Rechtskommunikation
Meine Dienstleistungen seit Oktober 2016

Am Ziel angekommen bin ich trotzdem noch lange nicht.

Ausblick ins Jahr 2017

Meine Pläne fürs neue Jahr rund ums Thema Zeichnen sind im Moment folgende:

  • Ich will zeichnerisch besser werden und mehr Routine bekommen. Üben ist also angesagt. Noch habe ich aber keine Ahnung, wie ich diesen Plan in 2017 am besten realisiere. Wie gesagt: Ich brauche immer konkrete Aufgaben … Die Zeichentipps werde ich in der bisherigen Form nicht fortsetzen, das ist schon beschlossen, aber vielleicht fällt mir ja noch ein anderes Format fürs Blog ein.
  • Vorstellen könnte ich mir, den Plan mit der Eroberung des Flipcharts zu verbinden, die ich mir ohnehin für nächstes Jahr vorgenommen hatte. Seit September steht ein besonders tolles Exemplar nur ungefähr zwei Meter von meinem Schreibtisch entfernt und wartet darauf, dass ich etwas mit ihm anstelle. Erste Annäherungsversuche brachten bisher nur die Erkenntnis, dass Zeichnen auf großem Papier etwas komplett anderes ist als auf kleinem. Ich fange also nochmal ganz von vorne an … Die Theorie habe ich dank toller Flipchart-Bücher schon verinnerlicht. Fehlt also „nur“ noch die Praxis …
  • Freuen würde ich mich außerdem über weitere (gern persönliche) Kontakte zu Menschen, die sich ebenfalls für visuelle Kommunikation interessieren. Ich bin leider überhaupt kein Fan von geselligen Runden und Netzwerktreffen, aber wenn jemand Lust hat, bei einem Kaffee oder Tee gemütlich zu quatschen, wäre das ganz in meinem Sinne.

Weiter zu Teil 2 des Beitrags mit den Themen Blog, Twitter und Leichte Sprache. 


Nicola Pridik

Nicola Pridik
Ich bin Juristin und Inhaberin des Büros für klare Rechtskommunikation in Berlin. Mit meinen Dienstleistungen unterstütze ich Sie dabei, Rechtsinformationen verständlich und anschaulich für Ihre Zielgruppe(n) aufzubereiten. Dabei steht die Visualisierung von Recht im Mittelpunkt. kontakt@npridik.de