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Menschen zeichnen in Sketchnotes und am Flipchart

Wer Recht veranschaulichen will, muss meist auch Menschen visualisieren. Zum einen sind sie im Recht die Akteure, zum anderen braucht man sie, um Beziehungen zwischen Personen oder von Personen zu Sachen darzustellen. Dass Strichfiguren in Sketchnotes und am Flipchart völlig ausreichen, wissen Sie. Doch für welchen Strichfiguren-Typ entscheiden Sie sich? Wie weit kommen Sie mit Figuren, die lediglich aus zwei Formen bestehen? Wann brauchen Ihre Figuren Arme und Hände? Und wie bringen Sie sie zum Sprechen? Einige Anregungen, Tipps und Beispiele habe ich in diesem Beitrag für Sie zusammengetragen.

So leicht es auch ist, Strichfiguren zu zeichnen: Sie sollten sich vorab überlegen, welchen Strichfiguren-Typ Sie in welcher Situation nutzen wollen und warum. Das gibt Ihnen nicht nur Sicherheit beim Zeichnen, Sie sorgen außerdem dafür, dass Ihre Figuren ein einheitliches Erscheinungsbild erhalten, denn wenn Sie planvoll vorgehen, wird man genau das Ihren Figuren auch ansehen. Auf einen einzigen Typ beschränken müssen Sie sich dagegen nicht.

Ein paar Beispiele für mögliche Strichfiguren-Typen:

Beispiele Strichmännchen-Typen

Bei der Auswahl des Strichfiguren-Typs spielen insbesondere die folgenden Faktoren eine Rolle:

  • Was genau wollen Sie visualisieren? Möchten Sie Figuren in Bewegung versetzen, brauchen Sie auf jeden Fall einen Typ mit Beinen, kommt es Ihnen auf bestimmte Gesten an, benötigen Ihre Figuren Arme und Hände. Sollen Ihre Figuren irgendwelche Tätigkeiten ausführen, werden häufig Arme und Beine gebraucht. Geht es Ihnen dagegen nur um den oder die Menschen an sich, reichen ganz einfache Strichfiguren aus, die nur aus zwei Formen bestehen.
  • Sollen Ihre Figuren Arme bekommen, ist ein rechteckiger Körper besser geeignet als ein halbovaler, denn vorhandene Schultern erleichtern das Zeichnen diverser Armstellungen.
  • Benötigen Sie für Ihre Visualisierung einen Typ mit Händen und/oder Füßen, kommen nur Figuren in Betracht, bei denen Arme und Beine Striche sind, denn hier können Sie ohne weiteres Hände und Füße ergänzen. Der Typ mit dem Sternenkörper (oben ganz rechts) eignet sich dagegen weniger gut.
  • Am Flipchart verzichten Sie am besten auf Strichfiguren, die (bis auf den Kopf) nur aus Linien bestehen, denn auf die Entfernung kann man diese weniger gut erkennen als Figuren mit flächigem Körper.

Meine Menschen haben in der Regel lediglich einen Kopf und halbovalen Körper, denn das kriege ich am ehesten schnell und unfallfrei hin. Zudem sieht der halbovale Körper nach meinem Empfinden dynamischer aus als ein rechteckiger Körper. Benötigen meine Figuren allerdings Arme, bevorzuge ich wegen der Schultern (s. o.) einen rechteckigen Körper.

Empfohlen sei, den Figuren mithilfe eines Schattens Tiefe zu verleihen. Am besten eignen sich dafür Marker bzw. Filzstifte auf Wasserbasis mit Pinselspitze. Wenn Sie mehr wissen wollen, schauen Sie am besten mal in den Beitrag Sketchnotes im Jurastudium – Ideen für Studierende, dort gibt es ein paar Hinweise dazu.

Dass man insbesondere mit den „zweiteiligen“ Strichfiguren schon sehr weit kommt und vorzeigbare Ergebnisse erzielen kann, möchte ich Ihnen nachfolgend anhand einiger Beispiele zeigen. Anschließend gehe ich dann noch auf Figuren mit Armen ein.

Schauen wir uns zuerst Menschengruppen an und anschließend einzelne Personen.

Menschenmenge zeichnen

Bei einer Menschenmenge beginnen Sie mit den Menschen, die ganz vorne stehen. Zeichnen Sie eine lose Kette ihrer Körper wahlweise von rechts nach links oder umgekehrt. Stellen Sie dabei nicht alle auf einer Höhe nebeneinander, sondern ordnen Sie die Körper eher wellenförmig an. Anschließend ergänzen Sie die Köpfe und noch zwei oder drei weitere Kopfreihen. Bei allen weiteren Köpfen beschränken Sie sich auf Halbkreise.

Geht es Ihnen bei der Menschenmenge dagegen um ein in Reihen sitzendes Publikum, ordnen Sie die Körper gerade an und zeichnen sie als miteinander verbundene Bögen aus einem Strich. Die Köpfe der zweiten und dritten Reihe platzieren Sie gleichmäßig zwischen den Köpfen der vorigen Reihe. Die Reihe mit den vollständigen Menschen kann – je nach Standort der betrachtenden Person – die hinterste Reihe des Publikums sein oder die erste. Sie können also bei Bedarf über den obersten Köpfen auch noch eine Bühne oder eine vortragende Person ergänzen.

Publikum

Gruppen zeichnen

Die Menschenmenge verwandeln Sie in eine konkrete Menschengruppe, indem Sie im Hintergrund ein Gebäude platzieren, das zur Veranschaulichung einer Zugehörigkeit der Menschen geeignet ist. Hier z. B. zwei Möglichkeiten, die Belegschaft eines Unternehmens zu visualisieren:

Zusätzlich oder alternativ können Sie die Menschenmenge mit einem Oval zusammenfassen. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie mehrere Gruppen visualisieren und voneinander abgrenzen wollen. Im folgenden Beispiel wird die Zugehörigkeit über Flaggen im Hintergrund veranschaulicht:

Franzosen und Deutsche im Austausch

Wenn Sie die Bürger*innen einer Stadt visualisieren wollen, eignet sich eine Sehenswürdigkeit im Hintergrund, um die Gruppenzugehörigkeit kenntlich zu machen. Hier müssen Sie sich freilich vorher überlegen bzw. ausprobieren, welche Sehenswürdigkeit Sie mit wenigen Strichen so zeichnen können, dass man sie wiedererkennt.

Berliner*innen

Ganz gleich, wie gut Ihr Bild die Gruppe aus Ihrer Sicht veranschaulicht: Scheuen Sie sich nicht, konkretisierenden Text zu ergänzen. Bild-Text-Kombinationen sind beim Visualisieren ganz normal, denn Bilder sind meist mehrdeutig, sodass Sie Text brauchen, um ihnen im konkreten Fall eine Bedeutung zuzuweisen. Selbst wenn Sie Sketchnotes nur für sich selbst anfertigen, werden Sie sich wahrscheinlich über textliche Hinweise freuen, wenn Sie nach langer Zeit noch mal in Ihre Aufzeichnungen schauen. Sie können den Text an die Zeichnung schreiben oder z. B. in Form eines Schildes zum Bestandteil Ihrer Visualisierung machen.

Gruppen im Gespräch zeichnen

Bisher befanden sich die Menschen in dem Oval, das die Gruppe zusammenfasst. Ordnen Sie die Menschen um das Oval herum an, haben Sie im Nu eine Gruppe geschaffen, die um einen Tisch herum sitzt. Dabei lassen sich allein durch die Anzahl der Personen und ihre Anordnung am Tisch ganz unterschiedliche Arbeits- und Gesprächssituationen visualisieren. Das Bild unten links kann z. B. eine Gremiensitzung oder Teambesprechung sein, das Bild rechts eine Besprechung zwischen Personen die unterschiedlichen Lagern angehören.

Beginnen Sie in beiden Fällen mit dem Oval. Dieses muss  umso breiter sein, je mehr Personen Sie am Tisch unterbringen wollen. Im nächsten Schritt zeichnen Sie die Körper, und zwar für alle Personen, die zusammenstehen sollen, in einer Linie mit mehreren Bögen. Beginnen Sie ganz außen neben dem Oval und achten Sie darauf, dass die Bögen (Körper) aufrecht stehen. Ergänzen Sie anschließend die Köpfe.

In den folgenden Beispielen habe ich jeweils eine Person alleine angeordnet und farblich hervorgehoben. Das Bild links könnte z. B. eine Bewerbungssituation visualisieren. Rechts haben wir eine Präsentationssituation im Team. Bei beiden Bildern starten Sie mit der bzw. den Personen im Vordergrund, ergänzen dann das Oval und schließlich die Person(en) auf der anderen Seite des Tisches.

Wenn Sie zwischen zwei Parteien am Tisch eine einzelne Person ergänzen und ggf. optisch hervorheben, haben Sie eine Vermittlungssituation geschaffen, die Sie zusätzlich noch durch eine Waage auf dem Tisch kenntlich machen können. Dieses Bild eignet sich zur Visualisierung einer Mediationssitzung oder auch der Einigungsstelle im Betriebsverfassungsrecht.

Vermittlung in Konflikten

Menschliche Beziehungen zeichnen

Spielt man mit der Größe der Figuren und ihrer Anordnung, eignen sich zweiteilige Strichfiguren auch zur Visualisierung von Beziehungen zwischen Menschen. Große und kleine Figuren können in Kombination z. B. Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern darstellen.

Bei allen Bildern beginnen Sie mit den zusammenhängenden Bögen für die Körper.

Andere Beziehungen ergeben sich aus Alltagssituationen, in denen Menschen zueinander in Kontakt treten oder sich mit anderen Menschen auseinandersetzen:

Sehr viel größer wird das Spektrum Ihrer Möglichkeiten, wenn Sie den Figuren nicht nur Arme geben, sondern auch noch Gegenstände ergänzen. Solche komplexeren Motive muss man dann aber natürlich üben, um sie bei Bedarf schnell aufs Papier bringen zu können.

Beziehungen von Menschen zu Sachen zeichnen

Im Recht müssen Sie beim Visualisieren häufig die an rechtlich relevanten Vorgängen beteiligten Personen darstellen. Um eine Unterscheidbarkeit sicherzustellen und Wiedererkennung zu ermöglichen, ist es hilfreich, Strichfiguren mit einer Sache zu kombinieren, die für die jeweilige Person typisch ist. Nutzen Sie dafür die Darstellungstechnik, die Sie bereits oben bei der Gruppenzugehörigkeit kennengelernt haben: Zeichnen Sie zuerst die Strichfigur und ergänzen Sie anschließend im Hintergrund eine passende Sache, z. B. ein Gebäude. Damit klar ist, dass es um die Person im Vordergrund geht und die Sache diese näher bestimmen soll, achten Sie darauf, dass die Sache kleiner ist als die Person und teilweise von dieser verdeckt wird. Kleinere Gegenstände können Sie der Person in die Hand geben (siehe das Handwerkerbeispiel unten) oder auf die geöffnete Handfläche legen.

Manchmal bietet es sich auch an, eine Figur in einem Gebäude zu platzieren oder sie an einen Tisch zu setzen, um sie näher zu bestimmen:

An diesen Beispielen sehen Sie gut, dass der Text unter den Bildern erforderlich ist, um deren konkrete Bedeutung festzulegen, denn alle Bilder könnten ohne Weiteres auch mit einer anderen Bedeutung verknüpft werden. Wichtig ist, dass Sie die gewünschte Bedeutung jeweils klar kommunizieren und das Bild im jeweiligen Kontext immer mit derselben Bedeutung verwenden.

Zur Visualisierung von Gerichten benötigen Sie ebenfalls nur Strichfiguren an einem Tisch – und ggf. eine Waage. Wollen Sie ganz abstrakt ein Gericht darstellen, können Sie die Waage auch in einem Haus platzieren. Die Darstellung mit Strichfiguren bietet sich dagegen an, wenn Sie zugleich eine Aussage über den Spruchkörper treffen wollen. Selbstverständlich muss die Anzahl der Richter*innen dann aber auch in der konkreten Situation passen. Es wäre verwirrend für die betrachtende Person, wenn Sie drei Richter*innen zeichnen, tatsächlich aber nur eine*r entscheidet.

Menschen sprechen lassen

Mit Sprechblasen verleihen Sie Ihren Strichfiguren die Fähigkeit zur mündlichen Kommunikation. Hier ein paar Beispiele, wie Sie die Bedeutung des Bildes allein dadurch verändern können, dass Sie Form und Inhalt der Sprechblase verändern.

Sie wollen Menschen miteinander sprechen lassen? Dann finden Sie bei meinen Bildvokabeln für den juristischen Alltag in Folge 11 Menschen im Gespräch einige Bildideen.

Gesten visualisieren

Gesten sagen zuweilen mehr als Worte. Das gilt auch beim Visualisieren. Wenn Sie Menschen zeichnen, die Gesten ausführen, machen Sie nonverbale Kommunikation sichtbar. Dafür benötigen Ihre Strichfiguren in der Regel Arme und Hände. Ich erwähnte oben bereits, dass ich für den Körper in diesem Fall ein Rechteck wähle, weil diverse Armstellungen leichter zu zeichnen sind, wenn die Figur Schultern hat. Meist wird es reichen, wenn der Arm eine Hand erhält, der die Geste ausführt. Den Handteller können Sie als (Halb-)Kreis zeichnen und sich ansonsten auf ausgestreckte Finger beschränken.

Fazit

Menschen zeichnen kann definitiv jeder, auch Sie! Selbst wenn Sie sich auf zweiteilige Figuren beschränken, haben Sie bereits einen großen Handlungsspielraum, Menschen schnell und vorzeigbar aufs Papier zu bringen. Natürlich müssen Sie sich mal etwas Zeit nehmen, um sich konkrete Motive zu Ihren Themen zu überlegen. Und ein wenig üben sollten Sie auch. Der Aufwand ist aber überschaubar, weil sich viele Motive mit unterschiedlicher Bedeutung verwenden und leicht variieren lassen. Zum Üben der obigen Motive empfehle ich Ihnen übrigens eine Bild-Kartei. Schauen Sie mal hier: Zeichnen üben mit Bild-Karteikarten.

Deutlich mehr Arbeit haben Sie freilich vor sich, wenn Sie mehr wollen: Strichfiguren in Bewegung zeichnen, die alle möglichen Dinge tun, oder gar ganze Sachverhaltsszenen visualisieren. Dann kämpfen Sie nämlich plötzlich mit Körperproportionen und Bewegungsabläufen und merken, dass es gar nicht so leicht ist, Strichfiguren wie Menschen aussehen zu lassen. Auch das ist wahrscheinlich irgendwie in den Griff zu kriegen (ich arbeite selbst noch daran), aber man braucht definitiv mehr Training. Mit anderen Worten: Luft nach oben gibts immer. Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, überhaupt mit dem Zeichnen von Menschen anzufangen.