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Der vermeintliche Nutzen von Textfolien

Textfolien geben Sicherheit, zeugen von Kompetenz und eignen sich perfekt als Handout fürs Publikum. So sehen es viele vortragende Jurist*innen (und nicht nur sie), und tun sich deshalb schwer, ihre Präsentationsfolien visueller zu gestalten. Doch ist der Nutzen von textlastigen Präsentationen tatsächlich so groß, wie er scheint?

Textfolien als Vortragsmanuskript

Viel Folientext reduziert die Gefahr, während des Vortrags den roten Faden zu verlieren oder etwas zu vergessen. Das ist ohne Frage ein Vorteil. Dummerweise bekommt Ihr Publikum aber mit, wenn Sie nicht gut vorbereitet sind und die Folien als Stichwortlieferanten oder sogar als Teleprompter benötigen. Vor allem aber wird es schnell ermüden, Ihnen schon nach kurzer Zeit nicht mehr zuhören und abgelenkt sein. Der Grund: Es hat den Folientext schneller gelesen, als Sie den Inhalt vortragen können, und ist Ihnen deshalb inhaltlich immer einen Schritt voraus. Der scheinbare Vorteil wird also schnell zum Nachteil für alle Beteiligen.

Viel Text = viel Kompetenz?

Wer viel weiß, kann viele Folien mit Text füllen. Das ist richtig. Eine Präsentation ist jedoch nicht der Ort, um andere mit lückenlosem Wissen zu beeindrucken. Es geht vielmehr darum, das eigene Wissen in kurzer Zeit für eine bestimmte Zielgruppe nutzbar zu machen. Dafür müssen die Inhalte didaktisch reduziert und zielgruppengerecht aufbereitet werden. Geschieht das nicht, bleibt am Ende bei den Zuhörenden vor allem eines hängen: dass man aus Ihren Vorträgen nicht allzu viel mitnehmen kann.

Textfolien als Handout

Der gefühlt häufigste Grund für Textfolien ist, dass das Publikum den Vortrag später schwarz auf weiß erhalten soll (und will). Deshalb, so die Annahme, müssen die Folien selbsterklärend sein und den Vortrag vollständig wiedergeben.

Da die Vorbereitungszeit knapp bemessen ist, investieren Sie also lieber nur in das Handout und sparen sich die Präsentationsfolien, schließlich ist der Vortrag schnell vorbei, das Handout aber ist das, was bleibt.

In diesem Fall ist Ihre Botschaft an das Publikum: „Alles, was ich sage, steht auf den Folien, eigentlich reicht es, wenn ihr euch am Ende das Handout durchlest.“ Sie machen Ihren Vortrag also selbst überflüssig: kein Vorteil für Sie und verschenkte Zeit fürs Publikum. Immerhin aber gibt es am Ende Textfolien zum Download.

Fazit

Textfolien nützen Ihnen selbst am wenigsten. Das Publikum erhält am Ende immerhin ein Handout, hat aber voraussichtlich wenig Freude an Ihrem Vortrag. Am meisten profitieren diejenigen, die gar nicht erst zu Ihrem Vortrag erschienen sind, anschließend aber trotzdem die Folien erhalten.