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Zeichnen üben mit Bild-Karteikarten

Der Beitrag wurde im April 2019 überarbeitet.

In meinem Jahresrück- und -ausblick hatte ich es bereits erwähnt: In diesem Jahr möchte ich weiter zeichnen üben, um besser zu werden und Routine zu gewinnen. Allerdings hatte ich bislang keinen Plan, wie ich das am besten realisiere. Einfach machen, wenn mal Zeit ist, funktioniert bei mir leider nicht. Ich brauche vielmehr konkrete Aufgaben, um Dinge auch wirklich anzupacken, die zu einem selbstverständlichen Teil meines Alltags werden sollen, aber nicht von allein auf der Agenda erscheinen. Nun ist mir eine Idee zugeflogen und ich arbeite bereits kräftig daran, sie in die Praxis umzusetzen: Zeichnen üben mit Bild-Karteikarten. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie es funktioniert.

Vokabeln lernen mit der „Karteikasten-Methode“

Wir kennen es alle noch aus Schulzeiten: Vokabeln schreibt man zum Lernen auf Karteikärtchen und packt sie in einen Karteikasten mit mehreren Fächern. Neu beschriftete Kärtchen kommen in das erste Fach. Sie werden jeden Tag wiederholt. Sobald Vokabeln „sitzen“, packt man die Kärtchen ins zweite Fach und wiederholt sie nur noch alle 2-3 Tage. Kann man sie auch dann noch, packt man sie ins dritte Fach und wiederholt sie nur noch jede Woche. Kann man Vokabeln aus dem zweiten oder dritten Fach nicht mehr, kommen sie wieder ins erste Fach. So prägt man sich die Vokabeln durch ständiges Wiederholen in zunächst kurzen und dann immer größer werdenden Abständen nach und nach ein. Ausgedacht hat sich das Lernsystem der österreichische Publizist Sebastian Leitner.

Wie sich das Lernsystem aufs Zeichnen übertragen lässt

Bild-Karteikarten

Ständiges Wiederholen und Schritt für Schritt einprägen, das passt auch wunderbar zu meinem Plan, Zeichnen zu üben. Zudem gibt es jeden Tag konkrete Aufgaben zum „abarbeiten“. Also habe ich mir überlegt, auf meine Karteikärtchen Bilder/Icons zu zeichnen, die ich gern routiniert zeichnen können will. Auf der anderen Seite der Kärtchen steht der passende Begriff dazu. Die Kärtchen packe ich mit der Begriffsseite nach vorne in das erste Fach meines Karteikastens und arbeite sie jeden Tag durch, indem ich mir ein Blatt nehme und Bilder/Icons zu den Begriffen zeichne, die auf den Kärtchen stehen. Bereits beim Anfertigen der Kärtchen muss ich mir einige Gedanken dazu machen, wie ich Begriffe visualisieren will. Entweder ich nutze dafür Vorlagen oder entwickle eigene Ideen. Beim Wiederholen geht es dann primär darum, die so entstandenen Zeichnungen auf der Rückseite der Karteikärtchen zu reproduzieren. Ich muss also

a) wissen, wie das Objekt aussehen soll, das ich zeichnen will, und
b) einen Plan haben, wie ich beim Zeichnen am besten vorgehe.

Komme ich mit beidem zurecht, ohne das Kärtchen umdrehen zu müssen, und bin ich mit meiner Zeichnung zufrieden, wandert das Kärtchen ins nächste Karteikastenfach. Ansonsten bleibt es, wo es ist, ich schaue mir die Vorlage noch mal genau an, übe ggf., wie ich sie nachzeichnen will, und versuche am nächsten Tag erneut mein Glück.

Wo gibt es Vorlagen für die Zeichnungen?

Das Internet und die sozialen Netzwerke sind voll von Sketchnotes und Sketchnote Icons. Auch Zeichenanleitungen gibt es kostenlos. Empfehlen kann ich beispielsweise die animierten Zeichenanleitungen von Eva-Lotta Lamm (@evalottchen), die unter dem Hashtag #sketchabit z. B. auf Twitter zu finden sind. Wer mag, kann sich auch bei meinen Bildvokabeln für den juristischen Alltag nach Bildideen und Anleitungen umschauen. Ansonsten können Sie über die Suchmaschinen nach Symbolen/Piktogrammen suchen und diese abzeichnen.

Wer bereit ist, Geld auszugeben, hat noch mehr Möglichkeiten. Zur Standard-Ausstattung von Sketchnotern gehören die bikablo® icons, die es in Form von Büchern und Kärtchen gibt. Darüber hinaus bieten alle Sketchnote-Bücher, z. B. die blaue und grüne „Sketchnote Starthilfe“ von Tanja Wehr (den grünen Band habe ich hier rezensiert), sowie das Buch „Einfach visualisieren“ von Jörg Schmidt (meine Rezension finden Sie hier) viele Zeichenideen mit Anleitung. Einige Motive aus diesen Büchern habe ich auch schon in meine Bildkartei aufgenommen. Eine weitere Fundgrube für Bildideen ist das Buch „Bildsprache“ von Petra Nitschke.

Auch das Lernen von echten Bildvokabeln ist möglich

Für den Anfang habe ich genug zu tun, wenn Begriffe von Alltagsgegenständen auf meinen Kärtchen stehen. In einem nächsten Schritt kann ich jedoch auch abstrakte Begriffe auf die Kärtchen schreiben und mir überlegen, wie ich diese visualisieren will. Beim Wiederholen muss mir dann außerdem diese Visualisierungsidee einfallen, damit das Kärtchen im Karteikasten ins nächste Fach wandert.

Bilderkartei mit Karteikasten

Wie der Karteikasten zum visuellen Sachregister wird

Die Karteikarten mit Zeichnungen zu versehen ist viel Arbeit. Umso praktischer ist es, dass sich die Bildersammlung auch nach dem Lernen noch nutzen lässt: Sie wird nämlich ganz einfach zu einem visuellen Sachregister, wenn ich die Begriffe auf den Karten alphabetisch ordne. So finde ich schnell bei Bedarf die dazugehörigen Zeichnungen. Und wann immer ich neue Bilder/Icons entdecke, die mir gefallen, ergänze ich sie oder tausche alte Zeichnungen gegen neue aus. So wächst mein Bildarchiv mit Zeichenideen in Umfang und Qualität mit der Zeit immer weiter.

Sie können die Icons bei Bedarf auch nach Themen/Bilderwelten zu sortieren (z. B. Haushalt, Büro, Sport, Medien) oder gezielt Kärtchen für den nächsten Workshop oder das nächste Visualisierungsprojekt zusammenstellen, um sich einen Überblick über Ihr Repertoire zu verschaffen und sich zeichnerisch vorzubereiten.